Rund hundert Bürger waren am letzten Freitag im Rathaus zusammengekommen, um sich über den Fortgang der Planung zum Eichplatz zu informieren.
Vor der Sitzungspause hatte der Stadtentwicklungsausschuss beschlossen, den Auftrag für den städtebaulichen Rahmenplan an das Büro Albert Speer & Partner zu vergeben. Die Frankfurter Städteplaner hatten in einer vierstündigen Auswahlsitzung nicht nur die Stadtverwaltung, sondern auch die Mitglieder aus der repräsentativ ausgewählten Bürgerrunde überzeugt. Der Ausschuss folgte ihrem Votum.
Herr Heller, der Projektleiter, stellte nicht weniger als 27 verschiedene Varianten vor und erläuterte das Für und Wider. Mit einigen Vorschlägen sorgten die Städteplaner für Staunen beim Publikum, vor allem mit der Idee, den Turm von seinem Sockel zu befreien und als Turm wirken zu lassen – in einem grünen Umfeld. Aber auch die Amöbe, ein unregelmäßiges und abgerundetes Einzelgebäude als Gegenstück zum Turm, sorgte für Aufmerksamkeit. Es könnte, meinten die Fachleute, ein öffentliches, vielleicht kulturelles Gebäude werden. Das passte zwar nicht ganz zur bisherigen Debatte, aber die Visualisierung ließ ahnen, dass es wirklich „etwas Besonderes“ für Jena sein könnte. Selbst der altbekannte und abgelehnte Grundriss tauchte in der langen Liste auf – um ihn „qualifiziert verwerfen zu können“. Bei allen Entwürfen spielten grüne Flächen eine große Rolle. Dem historischen Marktplatz, so Herr Heller, dürfte man keine Konkurrenz machen. Der neue Platz müsste also einen anderen Charakter haben, und der soll offensichtlich grün sein. Oder auch die neuen Plätze, denn Kirchplatz und der bisher kaum erkennbare Platz hinter dem Rathaus sollen ebenfalls charakterlich aufgebessert werden.
Die Bürger durften bei den drei Vertretern des Planungsbüros und den Teilnehmern der Bürgerbeteiligungsrunde Wünsche, Hinweise und Kritiken abgeben – und taten das auch sehr zahlreich.
Wirklich mitreden durften am Sonnabend nur die „repräsentativen“ Bürger, Vertreter von Verwaltung, Stadtrat und BürgerAG Eichplatz. Die Runde war wegen der Ferienzeit deutlich geschrumpft, aber sehr engagiert bei der Sache. Bürger und Planer mühten sich gleichermaßen um ein gemeinsames Verständnis von Problem umd Planung. Insgesamt drei Ansätze sollten für die weitere Arbeit ausgewählt werden. Schnell aussortiert waren die Entwürfe, die die historischen Bebauungsgrenzen aufgriffen. Selbst aus der Verwaltung hieß es, es sei keine gute Idee, dem Radverkehr den Schiffsbug auf eine der wichtigsten Verkehrsverbindungen zu bauen. Auch die Idee, dem Turm zwei kleine Brüder mit ähnlich massiven Sockeln zu geben, stieß auf wenig Gegenliebe.
Im Rennen blieb eine Version der „trapezförmigen“ Bebauung, wobei über Lage und Größe der Freifläche heftig diskutiert wurden. Hier sind differenziertere Varianten und differenzierte Analysen zu Schattenwurf, Bodenprofil und Sichtachsen notwendig. Denn im Moment sind die roten Trapeze nur Platzhalter, die durchaus beschnitten, verformt, verschoben und ausgehöhlt werden können.
Bei der „Amöbe“ wurden immer wieder Bedenken laut, wie in einem solchen Gebäude der Nutzungsmix aus Wohnen, Handel und Gewerbe funktionieren sollte. Andererseits war die Idee so neu und charmant, dass man vielleicht ein wenig großzügiger denken sollte. Jena möchte sich bekanntermaßen ein Deutsches Optisches Museum mit Experimentierflächen,  Seminarräumen und Forschungsmöglichkeiten schaffen – ein Projekt, das im historischen Gebäude unmöglich Platz finden kann. Wäre es nicht eine schöne Idee, die Optik auf einen zentralen Platz der Stadt zu stellen, vielleicht zusammen mit dem sehnlich gewünschten Zeiss-Denkmal? Auch die Amöbe blieb deshalb auf der Liste.
Als dritte Variante wurde „Wir schauen mal, was man in Sachen Turmsockel realisieren könnte“ aufgenommen. Das ist sehr vage, weil Turm und Sockel einen Besitzer mit eigenen Interessen haben, dem die städtischen Wünsche im Grunde egal sein können. Dass der Sockel mit seinen verklebten Fenstern zu den unattraktivsten Gebäuden der Stadt gehört, darüber bestand allgemeine Einigkeit. Deshalb soll wenigstens versucht werden, ihn irgendwie zu verändern.
Auf die weiteren Arbeiten aus dem Hause Albert Speer & Partner darf man auf jeden Fall gespannt sein. Bereits im September wollen sie mit konkreteren Ideen zurückkehren.
„Hochpunkte“, also Gebäude(teile) mit bis zu zehn Stockwerken, werden in allen drei Varianten mit untersucht. Sie sollen einerseits für mehr Fläche sorgen, andererseits aber weder zu viel Schatten in die künftige Grünfläche werfen noch die Stadtkirche zu sehr bedrängen. Eher sollen sie Vermittler zwischen Turm und historischem Markt werden.